[In German]
Starkbeben können in dichtbesiedelten Räumen oder auf Standorte von Kernkraftwerken', Sondermülldeponien, atomare Endlager, Talsperren, techni-sche Großbauten usw. verheerende Auswirkungen haben. Um zuverlässige Angaben über die Erdbebengefährdung eines Standortes oder Gebietes machen zu können, ist es unumgänglich, auf historische Beben zurückzugreifen (Auf-zeichnungen mittels Seismographen gibt es erst seit ca. 100 Jahren). Das trifft besonders auf seismisch wenig aktive Gebiete zu. Leider kann man Erdbebenka-taloge nicht unkritisch benutzen, da diese sehr oft bezüglich historischer Beben falsche Angaben enthalten.
Vor ca. 20 Jahren begann man sich mehr für historische Erdbeben zu inter-essieren. In Österreich war sicher das Plebiszit bezüglich des Kernkraftwerkes Zwentendorf mit ausschlaggebend für das in der Wissenschaft gesteigerte Inter-esse an der Entwicklung einer interdisziplinären Historischen Erdbebenfor-schung. 1986 wurde innerhalb der ESC (Europäische Seismologische Kommis-sion) eine Arbeitsgruppe "Historical Earthquakes in Central Europe" gegründet, 1988 das Projekt "Review of Historical Seismicity in Europe" der CEC (Commission of the European Communities) gestartet. Seitdem wurden zahlreiche Projekte auf diesem Gebiet durchgeführt. Ein Ziel dieser Arbeits-gruppen, in denen Seismologen, Geologen, Historiker, Philosophen, Sprachwis-senschafter etc. vertreten sind, ist es, in Einzelstudien historische Erdbeben zu erforschen, ein anderes, einen nach diesen Erkenntnissen revidierten Europäi-schen Erdbebenkatalog zu erstellen.